dichter-liebe!
Texte von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Förster, Mohammed Schemsed-din, Georg Friedrich Daumer, Eduard Möricke, William Shakespeare, James Elroy Flecker und Heinrich Heine.
Zur Musik verholfen durch Carl Friedrich Zelter, Johann Friedrich Reichardt, Carl Loewe, Johannes Brahms, Othmar Schoeck, Hugo Wolf, Hubert Parry, Gerald Finzi und Robert Schumann.
Dies ist das neuestes Liederabendprogramm. Im Zentrum stehen hier die Dichter und erst in zweiter Linie, die Komponisten (dafür stehen diese dann etwas höher... - da auf ihren Schultern!). Natürlich geht es auch um Robert Schumanns Zyklus “Die Dichterliebe”. Zudem hören Sie noch Vertonungen von Shakespeare und Goethe sowie vielen anderen.
Schumanns Dichterliebe entstand 1840 in seinem berühmten "Liederjahr" unter einer Art geistiger Ausschüttung in nur wenigen Tagen. Dies war nur möglich durch die Jahre des Studiums und Lernens, sowohl im geistigen Bereich als auch im kompositorischen Bereich. Schumann war beispielhaft in seiner umfassenden Bildung und Belesenheit. Zu seinen bevorzugten Dichtern gehörten schon früh Shakespeare aber vor allem auch Jean Paul. Über Jean Paul meinte er einmal, er habe von diesem "mehr Kontrapunkt gelernt als von meinem Musiklehrer."
Schon früh besuchte Schumann Heinrich Heine. Schumann war noch ein junger Student, Heine hingegen schon eine berühmte Persönlichkeit. Die beiden begingen gemeinsam einen Museumsbesuch in München und Schumann meinte später über den Dichter: "Nur um seinen Mund lag ein bittres ironisches Lächeln, aber ein hohes Lächeln über die Kleinigkeiten des Lebens und ein Hohn über die kleinlichen Menschen; doch selbst jene bittere Satire, die man nur zu oft in seinen Reisebildern wahrnimmt jener tiefe, innere Groll über das Leben, der bis ins äußerste Mark dringt, machte seine Gespräche sehr anziehend.”
Eine wirkliche Begegnung der beiden war aber nie möglich. Einige Jahre später schickte Schumann Heine seinen Liederkreis op. 24 erinnerte Heine an den damaligen Besuch, den er ihm als junger Student erstattet hatte und bat um ein kurzes Wort, das den Empfang der Lieder bestätigte, welches ihn überglücklich machen würde. Diese Antwort blieb ihm leider versagt.
Der Abend “dichter-liebe!” beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Ton- und Wortdichtern und nimmt dabei das Lieben des Dichters, wie es durch das wundervolle Zusammenkommen der Schumannschen Romantik und der Heineschen Ironie in dem als Dichterliebe bekannt gewordenen Zyklus zu erleben ist, als Ausgangspunkt. Aber auch zahlreiche andere Dichter kommen in Vertonungen vor, die man vielleicht zuvor so noch nicht gehört hat. So wird ein Sonett Schakespeares in einer Vertonung von Hubert Parry zu hören sein. Goethe darf und soll nicht fehlen, es wurde aber auf Schubertsche Vertonungen bewusst verzichtet und stattdessen die von ihm selbst bevorzugten Vertonungen von Johann Friedrich Reichardt und Carl Friedrich Zelter ausgewählt.
Das humoristische kommt dabei keinesfalls zu kurz unter anderem hören wir eine Geschichte vom alten Goethe vertont durch Carl Loewe, und auch die Wolfschen Stücke nach Texten von Möricke werden an Ironie und Selbstreflektion des Künstler- und Dichtertums kaum Wünsche offen lassen!
programm
Johann Wolfgang von Goethe Künstlers Abendlied(Carl Friedrich Zelter) Selbstbetrug (Johann Friedrich Reichardt)
Friedrich Foerster Der alte Goethe(Carl Loewe)
Hafis/Daumer Botschaft(Johannes Brahms) Horch, hörst du nicht vom Himmel her?(Othmar Schoeck)
Eduard Möricke Zur Warnung Auftrag Bei einer Trauung Selbstgeständnis Abschied
(Hugo Wolf(1860-1903))
William Shakespeare Farewell, thou art too dear for me (Hubert Parry)
James Elroy Flecker To a poet a thousand years hence(Gerald Finzi)
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Heinrich Heine Im wunderschönen Monat Mai Aus meinen Tränen sprießen Die Rose, die Lilie, die Taube Wenn ich in deine Augen seh' Ich will meine Seele tauchen Im Rhein, im heiligen Strome Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht Und wüssten's die Blumen Das ist ein Flöten und Geigen Hör' ich das Liedchen klingen Ein Jüngling liebt ein Mädchen Am leuchtenden Sommermorgen Ich hab' im Traum geweinet Allnächtlich im Traume Aus alten Märchen winkt es Die alten, bösen Lieder
(Robert Schumann (1818-1856))
Die Texte zum Nachlesen:
Künstlers Abendlied
Ach, daß die innre Schöpfungskraft Durch meinen Sinn erschölle! Daß eine Bildung voller Saft Aus meinen Fingern quölle!
Ich zittre nur, ich stottre nur, Und kann es doch nicht lassen; Ich fühl, ich kenne dich, Natur, Und so muß ich dich fassen.
Bedenk ich dann, wie manches Jahr Sich schon mein Sinn erschließet, Wie er, wo dürre Heide war, Nun Freudenquell genießet;
Wie sehn ich mich, Natur, nach dir, Dich treu und lieb zu fühlen! Ein lustger Springbrunn wirst du mir Aus tausend Röhren spielen.
Wirst alle meine Kräfte mir In meinem Sinn erheitern Und dieses enge Dasein hier Zur Ewigkeit erweitern.
Selbstbetrug
Der Vorhang schwebet hin und her Bei meiner Nachbarin. Gewiß sie lauschet überquer, Ob ich zu Hause bin.
Und ob der eifersücht'ge Groll, Den ich am Tag gehegt, Sich, wie er nun auf immer soll, Im tiefen Herzen legt.
Doch leider hat das schöne Kind Dergleichen nicht gefühlt. Ich seh', es ist der Abendwind, Der mit dem Vorhang spielt.
, "Selbstbetrug" , published 1809.
Der alte Goethe
Als ich ein junger Geselle war, lustig und guter Dinge, da hielten die Maler offenbar mein Gesicht für viel zu geringe; dafür war mir manch schönes Kind dazumal von Herzen treu gesinnt.
Nun ich hier als Altmeister sitz', rufen sie mich aus auf Straßen und Gaßen, zu haben bin ich, wie der alte Fritz, auf Pfeifenköpfen und Tassen. Doch die schönen Kinder die bleiben fern. O Traum der Jugend! O goldner Stern!
Wehe, Lüftchen, lind und lieblich
Wehe, Lüftchen, lind und lieblich Um die Wange der Geliebten, Spiele zart in ihrer Locke, Eile nicht hinwegzufliehn!
Tut sie dann vielleicht die Frage, Wie es um mich Armen stehe; Sprich: »Unendlich war sein Wehe, Höchst bedenklich seine Lage;
Aber jetzo kann er hoffen Wieder herrlich aufzuleben, Denn du, Holde, Denkst an ihn.« basiert auf einem Text aus dem persischen von Hafis
Horch, hörst du nicht vom Himmel her
Horch, hörst du nicht vom Himmel her Ein wunderherrlich Musizieren? Du hörst die lieben Engelein Hafisens Lieder einstudieren.
basierend auf einem Text aus dem persischen von Hafis
Zur Warnung
Einmal nach einer lustigen Nacht war ich am Morgen seltsam auf gewacht: Durst, Wasserscheu, ungleich Geblüt; dabei gerührt und weichlich im Gemüt, beinah poetisch, ja, ich bat die Muse um ein Lied. Sie, mit verstelltem Pathos, spottet' mein, gab mir den schnöden Bafel ein:
"Es schlägt eine Nachtigall am Wasserfall; und ein Vogel ebenfalls, der schreibt sich Wendehals, Johann Jakob Wendehals; der tut tanzen bei den Pflanzen ob bemeldten Wasserfalls." so ging es fort; mir wurde immer bänger.
Jetzt sprang ich auf: zum Wein! Der war denn auch mein Retter.
Merkt's euch, ihr tränenreichen Sänger, im Katzenjammer ruft man keine Götter!
Auftrag
In poetischer Epistel Ruft ein desperater Wicht: Lieber Vetter! Vetter Christel! Warum schreibt Er aber nicht?
Weiß Er doch, es lassen Herzen, Die die Liebe angeweht, Ganz und gar nicht mit sich scherzen, Und nun vollends ein Poet!
Denn ich bin von dem Gelichter, Dem der Kopf beständig voll; Bin ich auch nur halb ein Dichter, Bin ich doch zur Hälfte toll.
Amor hat Ihn mir verpflichtet, Seinen Lohn weiß Er voraus, Und der Mund, der Ihm berichtet, Geht dabei auch leer nicht aus.
Pass' Er denn zur guten Stunde, Wenn Sein Schatz durch's Lädchen schaut, Lock' ihr jedes Wort vom Munde, Das mein Schätzchen ihr vertraut.
Schreib' Er mit dann von dem Mädchen Ein halb Dutzend Bogen voll, Und daneben ein Tractätchen, Wie ich mich verhalten soll, wie ich mich verhalten soll.
Bei einer Trauung
Vor lauter hochadligen Zeugen copuliert man ihrer Zwei; die Orgel hängt voll Geigen, der Himmel nicht, mein' Treu!
Seht doch, sie weint ja greulich, er macht ein Gesicht abscheulich! Denn leider freilich, freilich keine Lieb' ist nicht dabei.
Selbstgeständniss
Ich bin meiner Mutter einzig Kind, und weil die andern ausblieben sind, was weiß ich wieviel, die Sechs oder Sieben, ist eben Alles an mir hängen blieben;
Ich hab' müßen die Liebe, die Treue, die Güte für ein ganz halb Dutzend allein aufessen, ich will's mein Lebtag nicht vergessen.
Es hätte mir aber noch wohl mögen frommen, hätt' ich nur auch Schläg' für Sechse bekommen.
Abschied
Unangeklopft ein Herr tritt Abends bei mir ein: »Ich habe die Ehr', Ihr Rezensent zu sein!«
Sofort nimmt er das Licht in die Hand, besieht lang meinen Schatten an der Wand, rückt nah und fern: »Nun, lieber junger Mann, sehn Sie doch gefälligst mal Ihre Nas' so von der Seite an! Sie geben zu, daß das ein Auswuchs is'.« Das? Alle Wetter - gewiß! Ei Hasen! ich dachte nicht, all' mein Lebtage nicht, daß ich so eine Weltsnase führt' im Gesicht!
Der Mann sprach noch Verschiedenes hin und her, ich weiß, auf meine Ehre, nicht mehr; meinte vielleicht, ich sollt' ihm beichten. Zuletzt stand er auf; ich tat ihm leuchten.
Wie wir nun an der Treppe sind, da geb' ich ihm, ganz frohgesinnt, einen kleinen Tritt, nur so von hinten aufs Gesäße mit - alle Hagel! ward das ein Gerumpel, ein Gepurzel, ein Gehumpel!
Dergleichen hab' ich nie gesehn, all' mein Lebtage nicht gesehn einen Menschen so rasch die Trepp' hinabgehn!
Farewell! thou art too dear for my possessing,
Farewell! thou art too dear for my possessing, And like enough thou know'st thy estimate: The charter of thy worth gives thee releasing; My bonds in thee are all determinate. For how do I hold thee but by thy granting? And for that riches where is my deserving? The cause of this fair gift in me is wanting, And so my patent back again is swerving. Thyself thou gavest, thy own worth then not knowing, Or me, to whom thou gavest it, else mistaking; So thy great gift, upon misprision growing, Comes home again, on better judgment making. Thus have I had thee, as a dream doth flatter, In sleep a king, but waking no such matter.
To a poet a thousand years hence
I who am dead a thousand years, And wrote this sweet archaic song, Send you my words for messengers The way I shall not pass along.
I care not if you bridge the seas, Or ride secure the cruel sky, Or build consummate palaces Of metal or of masonry.
But have you wine and music still, And statues and bright-eyed love, And foolish thoughts of good and ill, And prayers to them who sit above?
How shall we conquer? Like a wind That falls at eve our fancies blow, And old Maeonides the blind said it three thousand years ago.
O friend unseen, unborn, unknown, Student of our sweet English tongue, Read out my words at night, alone: I was a poet, I was young.
Since I can never see your face, And never shake you by the hand, I send my soul through time and space To greet you. You will understand.
Robert Schumann und Heinrich Heine: Die Dichterliebe
1. Im wunderschönen Monat Mai
Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen, Da ist in meinem Herzen Die Liebe aufgegangen.
Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Vögel sangen, Da hab' ich ihr gestanden Mein Sehnen und Verlangen.
2. Aus meinen Tränen spriessen
Aus meinen Tränen sprießen Viel blühende Blumen hervor, Und meine Seufzer werden Ein Nachtigallenchor.
Und wenn du mich lieb hast, Kindchen, Schenk' ich dir die Blumen all', Und vor deinem Fenster soll klingen Das Lied der Nachtigall.
3. Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne
Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne, Die liebt' ich einst alle in Liebeswonne. Ich lieb' sie nicht mehr, ich liebe alleine Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine; Sie selber, aller Liebe Wonne, Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne. Ich liebe alleine Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine.
4. Wenn ich in deine Augen seh'
Wenn ich in deine Augen seh', So schwindet all' mein Leid und Weh; Doch wenn ich küße deinen Mund, So werd' ich ganz und gar gesund.
Wenn ich mich lehn' an deine Brust, Kommt's über mich wie Himmelslust; Doch wenn du sprichst: ich liebe dich! So muß ich weinen bitterlich.
5. Ich will meine Seele tauchen
Ich will meine Seele tauchen In den Kelch der Lilie hinein; Die Lilie soll klingend hauchen Ein Lied von der Liebsten mein.
Das Lied soll schauern und beben Wie der Kuß von ihrem Mund, Den sie mir einst gegeben In wunderbar süßer Stund'.
6. Im Rhein, im schönen Strome
Im Rhein, im heiligen Strome, Da spiegelt sich in den Wellen Mit seinem großen Dome Das große, heil'ge Köln.
Im Dom da steht ein Bildnis, Auf goldnem Leder gemalt; In meines Lebens Wildnis Hat's freundlich hineingestrahlt.
Es schweben Blumen und Eng'lein Um unsre liebe Frau; Die Augen, die Lippen, die Wänglein, Die gleichen der Liebsten genau.
7. Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht
Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht, Ewig verlor'nes Lieb! Ich grolle nicht. Wie du auch strahlst in Diamantenpracht, Es fällt kein Strahl in deines Herzens Nacht. Das weiß ich längst.
Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht, Ich sah dich ja im Traume, Und sah die Nacht in deines Herzens Raume, Und sah die Schlang', die dir am Herzen frißt, Ich sah, mein Lieb, wie sehr du elend bist. Ich grolle nicht.
8. Und wüßten's die Blumen, die kleinen
Und wüßten's die Blumen, die kleinen, Wie tief verwundet mein Herz, Sie würden mit mir weinen, Zu heilen meinen Schmerz.
Und wüßten's die Nachtigallen, Wie ich so traurig und krank, Sie ließen fröhlich erschallen Erquickenden Gesang.
Und wüßten sie mein Wehe, Die goldenen Sternelein, Sie kämen aus ihrer Höhe, Und sprächen Trost mir ein.
Sie alle können's nicht wissen, Nur eine kennt meinen Schmerz; Sie hat ja selbst zerrissen, Zerrissen mir das Herz.
9. Das ist ein Flöten und Geigen
Das ist ein Flöten und Geigen, Trompeten schmettern darein; Da tanzt wohl den Hochzeitsreigen Die Herzallerliebste mein.
Das ist ein Klingen und Dröhnen, Ein Pauken und ein Schalmei'n; Dazwischen schluchzen und stöhnen Die lieblichen Engelein.
10. Hör' ich das Liedchen klingen
Hör' ich das Liedchen klingen, Das einst die Liebste sang, So will mir die Brust zerspringen Von wildem Schmerzendrang.
Es treibt mich ein dunkles Sehnen Hinauf zur Waldeshöh', Dort löst sich auf in Tränen Mein übergroßes Weh'.
11. Ein Jüngling liebt ein Mädchen
Ein Jüngling liebt ein Mädchen, Die hat einen andern erwählt; Der andre liebt eine andre, Und hat sich mit dieser vermählt.
Das Mädchen nimmt aus Ärger Den ersten besten Mann, Der ihr in den Weg gelaufen; Der Jüngling ist übel dran.
Es ist eine alte Geschichte, Doch bleibt sie immer neu; Und wem sie just passieret, Dem bricht das Herz entzwei.
12. Am leuchtenden Sommermorgen
Am leuchtenden Sommermorgen Geh' ich im Garten herum. Es flüstern und sprechen die Blumen, Ich aber wandle stumm.
Es flüstern und sprechen die Blumen, Und schaun mitleidig mich an: Sei unsrer Schwester nicht böse, Du trauriger blasser Mann.
13. Ich hab' im Traum geweinet
Ich hab' im Traum geweinet, Mir träumte, du lägest im Grab. Ich wachte auf, und die Träne Floß noch von der Wange herab.
Ich hab' im Traum geweinet, Mir träumt', du verließest mich. Ich wachte auf, und ich weinte Noch lange bitterlich.
Ich hab' im Traum geweinet, Mir träumte, du wär'st mir noch gut. Ich wachte auf, und noch immer Strömt meine Tränenflut.
14. Allnächtlich im Traume seh' ich dich
Allnächtlich im Traume seh' ich dich Und sehe dich freundlich grüßen, Und laut aufweinend stürz' ich mich Zu deinen süßen Füßen.
Du siehest mich an wehmütiglich Und schüttelst das blonde Köpfchen; Aus deinen Augen schleichen sich Die Perlentränentröpfchen.
Du sagst mir heimlich ein leises Wort Und gibst mir den Strauß von Zypressen. Ich wache auf, und der Strauß ist fort, Und 's Wort hab' ich vergessen.
15. Aus alten Märchen winkt es
Aus alten Märchen winkt es Hervor mit weißer Hand, Da singt es und da klingt es Von einem Zauberland;
Wo bunte Blumen blühen Im gold'nen Abendlicht, Und lieblich duftend glühen, Mit bräutlichem Gesicht;
Und grüne Bäume singen Uralte Melodei'n, Die Lüfte heimlich klingen, Und Vögel schmettern drein;
Und Nebelbilder steigen Wohl aus der Erd' hervor, Und tanzen luft'gen Reigen Im wunderlichen Chor;
Und blaue Funken brennen An jedem Blatt und Reis, Und rote Lichter rennen Im irren, wirren Kreis;
Und laute Quellen brechen Aus wildem Marmorstein. Und seltsam in den Bächen Strahlt fort der Widerschein.
Ach, könnt' ich dorthin kommen, Und dort mein Herz erfreu'n, Und aller Qual entnommen, Und frei und selig sein!
Ach! jenes Land der Wonne, Das seh' ich oft im Traum, Doch kommt die Morgensonne, Zerfließt's wie eitel Schaum.
16. Die alten, bösen Lieder
Die alten, bösen Lieder, Die Träume bös' und arg, Die laßt uns jetzt begraben, Holt einen großen Sarg.
Hinein leg' ich gar manches, Doch sag' ich noch nicht, was; Der Sarg muß sein noch größer, Wie's Heidelberger Faß.
Und holt eine Totenbahre Und Bretter fest und dick; Auch muß sie sein noch länger, Als wie zu Mainz die Brück'.
Und holt mir auch zwölf Riesen, Die müssen noch stärker sein Als wie der starke Christoph Im Dom zu Köln am Rhein.
Die sollen den Sarg forttragen, Und senken ins Meer hinab; Denn solchem großen Sarge Gebührt ein großes Grab.
Wißt ihr, warum der Sarg wohl So groß und schwer mag sein? Ich senkt' auch meine Liebe Und meinen Schmerz hinein.
Der Abendstern
Bist du denn wirklich so fern, lieblicher, glänzender Stern? Sehne mich stündlich von hier, Wandelnder, heimlich zu dir.
Blickest so hell durch die Nacht, still, bis die Sorge erwacht, schimmerst am Morgen noch spät, matt, wenn die Sonne ersteht.
Winket dein freundliches Licht Frieden und Ruhe mir nicht? Schau ich dich, blinkenden Stern, möcht' ich ja sterben so gern.
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