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Waldseligkeit!

Lieder von Johannes Brahms, Joseph Marx, Othmar Schoeck, Robert Schumann, Richard Strauß und Hugo Wolf

nach Texten von Rudolf Hans Bartsch, Otto Julius Bierbaum, Clemens Maria Brentano, Hafis von Daumer, Joseph Eichendorff, Johann W. Goethe, Knut Hamsun, Heinrich Heine, Karl Henckell, Gottfried Keller, John Henry Mackay und Eduard Möricke

 

Das Thema des Abends ist dieses unbestimmbare Gefühl, das sich einstellt, wenn man die Landschaften Deutschlands, Österreichs, der Schweiz oder anderer Länder durchstreift. Den Versuch dieses Gefühl in Musik umzusetzen, unternahmen viele Komponisten und herausgekommen sind unzählige einzigartige Kompositionen.

An diesem Liederabend werden Arbeiten der Komponisten Johannes Brahms, Robert Schumann, Joseph Marx, Hugo Wolf, Othmar Schoeck und Richard Strauß vorgestellt, Komponisten, die in den unterschiedlichsten Landschaften gelebt haben. Darunter ein Schweizer (Schoeck) und zwei Österreicher (Wolf und Marx). Der Titel des Abends stammt aus einem Text Richard Dehmels („Der Wald beginnt zu rauschen...“). Eine Entdeckung des Abends ist sicherlich der östereichische, weitesgehend unbekannte Komponist Joseph Marx. Er schafft es musterhaft diese “waldselige” Stimmung zu erzeugen. Ernst Fischer schrieb in einem Brief an den Komponisten: "In Ihrer Musik leuchtet verklärt die österreichische Landschaft, Rebenhügel, goldenes Herbstlaub, der helle Himmel drüberher, Melancholie und Liebenswürdigkeit, Vitalität und das Leben...“

 

 

Programm:

Johannes Brahms (1833-1897)
Sommerabend (Heine)
O kühler Wald (Brentano)
Abendregen (Keller)
Botschaft (Hafis)
In der Fremde (Eichendorff)

 

Robert Schumann (1818-1856)
Waldesgespräch (Eichendorff)
Käuzlein (aus Des Knaben Wunderhorn)
Es leuchtet meine Liebe (Heine)

 

Joseph Marx (1882-1964)
Waldseligkeit (Dehmel)
Der Rauch(Bartsch)
Der Ton (Hamsun)
 

------ Pause ------

 

Hugo Wolf (1860-1903)
Gesang Weylas (Möricke)
Der Jäger (Möricke)
Peregrina (Möricke)

 

Othmar Schoeck (1886-1957)
Dämmrung senkte sich von oben (Goethe)
Peregrina (op. 62, No. 4, Möricke)

 

Richard Strauß (1864-1949)
Heimliche Aufforderung (Mackay)
Ich trage meine Minne (Henckell)
Traum durch die Dämmerung (Bierbaum)
Morgen! (Mackay)

 

 

 

Die Texte zum Nachlesen:

 

Sommerabend

Dämmernd liegt der Sommerabend
über Wald und grünen Wiesen;
Goldner Mond im blauen Himmel
Strahlt herunter, duftig labend.
    

An dem Bache zirpt die Grille,
Und es regt sich in dem Wasser,
Und der Wandrer hört ein Plätschern
Und ein Atmen in der Stille.
    

Dorten, an dem Bach alleine,
Badet sich die schöne Elfe;
Arm und Nacken, weiß und lieblich,
Schimmern in dem Mondenscheine.

 

 

O kühler Wald

O kühler Wald,
Wo rauschest du,
In dem mein Liebchen geht?
O Widerhall,
Wo lauschest du,
Der gern mein Lied versteht?
 

Im Herzen tief,
Da rauscht der Wald,
In dem mein Liebchen geht,
In Schmerzen schlief
Der Widerhall,
Die Lieder sind verweht.

 

 

Abendregen

Langsam und schimmernd fiel ein Regen,
In den die Abendsonne schien;
Der Wandrer schritt auf engen Wegen
Mit düstrer Seele drunter hin.
    

Er sah die großen Tropfen blinken
Im Fallen durch den goldnen Strahl;
Er fühlt' es kühl aufs Haupt ihm sinken
Und sprach mit schauernd süßer Qual:
    

Nun weiß ich, daß ein Regenbogen
Sich hoch um meine Stirne zieht,
Den auf dem Pfad, den ich gezogen,
Die heitre Ferne spielen sieht.
    

Und die mir hier am nächsten stehen,
Und wer mich scharf zu kennen meint,
Sie können selber doch nicht sehen,
Wie er versöhnend ob mir scheint.
    

So wird, wenn andre Tage kommen,
Die sonnig auf dies Heute sehn,
Ob meinem fernen, bleichen Namen
Der Ehre Regenbogen stehn.

 

 

Wehe, Lüftchen, lind und lieblich

Wehe, Lüftchen, lind und lieblich
Um die Wange der Geliebten,
Spiele zart in ihrer Locke,
Eile nicht hinwegzufliehn!
 

Tut sie dann vielleicht die Frage,
Wie es um mich Armen stehe;
Sprich: Unendlich war sein Wehe,
Höchst bedenklich seine Lage;
    

Aber jetzo kann er hoffen
Wieder herrlich aufzuleben,
Denn du, Holde,
Denkst an ihn.

 

 

Aus der Heimat hinter den Blitzen rot

Aus der Heimat hinter den Blitzen rot
Da kommen die Wolken her,
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt mich dort keiner mehr.
    

Wie bald, ach wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch, und über mir
Rauscht die schöne Waldeinsamkeit,
Und keiner kennt mich mehr hier.

 

 

Waldesgespräch

Es ist schon spät, es ist schon kalt,
Was reitest du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!
    

"Groß ist der Männer Trug und List,
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin."
    

So reich geschmükt ist Roß und Weib,
So wunderschön der junge Leib,
Jetzt kenn ich dich - Gott steht mir bei!
Du bist die Hexe Lorelei. -
    

"Du kennst mich wohl - vom hohen Stein
Schaut still mein Schloß tief in den Rhein.
Es ist schon spät, es ist schon kalt,
Kommst nimmermehr aus diesem Wald."

 

 

Ich armes Käuzlein kleine

Ich armes Käuzlein kleine,
Wo soll ich fliegen aus,
Bei Nacht so gar alleine,
Bringt mir so manchen Graus
Das macht der Eulen Ungestalt
Ihr Trauern mannigfalt.

    

Ich wills Gefieder schwingen,
Gen Holz in grünen Wald,
Die Vögel hören singen,
In mancherlei Gestalt
Vor allen lieb' ich Nachtigall,
Vor allen liebt' mich Nachtigall.
    

Die Kinder unten glauben,
Ich deute Böses an,
Sie wollen mich vertreiben
Das ich nicht schreien kann
Wenn ich was deute tut's mir leid,
Und was ich schrei' ist keine Freud'.
    

Mein Ast ist mir entwichen,
Darauf ich ruhen sollt',
Sein Blättlein all' verblichen,
Frau Nachtigall geholt
Das schafft der Eulen falsche Tück,
Die störet all mein Glück.

 

 

Es leuchtet meine Liebe

Es leuchtet meine Liebe,
In ihrer dunkeln Pracht,
Wie'n Märchen traurig und trübe,
Erzählt in der Sommernacht.
    

"Im Zaubergarten wallen
Zwei Buhlen, stumm und allein;
Es singen die Nachtigallen,
Es flimmert der Mondenschein.
    

"Die Jungfrau steht still wie ein Bildnis,
Der Ritter vor ihr kniet.
Da kommt der Riese der Wildnis,
Die bange Jungfrau flieht.
    

"Der Ritter sinkt blutend zur Erde,
Es stolpert der Riese nach Haus -"
Wenn ich begraben werde,
Dann ist das Märchen aus.
 

 

Waldseligkeit

Der Wald beginnt zu rauschen,
Den Bäumen naht die Nacht,
Als ob sie selig lauschen
Berühren sie sich sacht.

    

Und unter ihren Zweigen
Da bin ich ganz allein,
Da bin ich ganz dein eigen
Ganz nur dein!
 

 

Der Rauch

Es geht, es weht ein Rauch
Vor dem Wald ins Land hinein,
Von alten geschnittenen Reben,
Die sie verbrennen,

Weingartenreben von einstigem Wein,
Und Asche graben sie ein.

    

O blauer, wurmrollender Wolkenrauch,
Du vor dem Walde!
Erinnerung, letztes Gedicht eines Alten,
Der sein Werk schon vollbracht.

Ach, sie verbrennen das alte Rebholz,
Und selbst der Rauch ist schön!

 

 

Der Ton

Es singt in tiefem Tone in mir
So schwer und an Gold so reich,
ich bin einem mächtgen Herren gleich,
ein König in Mantel und Krone.

 

Lehnt stumm die Nacht an die Scheiben
dann singt mir der Goldlaut durch Herz und Hirn,
verschlingt die Gedanken von Firn zu Firn.
Hinaus ins Weltentreiben.

 

Das treibt mich zu fremden Borden
Wo Sterne im Reigen beisammen stehn,
es will mir das Herz vor Glück vergehen,
zu langen brausenden Akkorden!

 

 

Gesang Weyla's

Du bist Orplid, mein Land!
Das ferne leuchtet;
Vom Meere dampfet dein besonnter Strand
Den Nebel, so der Götter Wange feuchtet.
    

Uralte Wasser steigen
Verjüngt um deine Hüften, Kind!
Vor deiner Gottheit beugen
Sich Könige, die deine Wärter sind.

 

 

Der Jäger

Drei Tage Regen fort und fort,
kein Sonnenschein zur Stunde;
drei Tage lang kein gutes Wort
aus meiner Liebsten Munde!
    

Sie trutzt mit mir und ich mit ihr,
so hat sie's haben wollen;
mir aber nagt's am Herzen hier,
das Schmollen und das Grollen.
    

Willkommen denn, des Jägers Lust,
Gewittersturm und Regen:
fest zugeknöpft die heiße Brust,
und jauchzend euch entgeben!
    

Nun sitzt sie wohl daheim und lacht
und scherzt mit den Geschwistern;
ich höre in des Waldes Nacht
die alten Blätter flüstern.
    

Nun sitzt sie wohl und weinet laut
im Kämmerlein in Sorgen;
mir ist es wie dem Wilde traut
in Finsterniss geborgen.
    

Kein Hirsch und Rehlein überall!
Ein Schuß zum Zeit vertreibe!
Gesunder Knall und Wiederhall
erfrischt das Mark im Leibe.
    

Doch wie der Donner nun verhallt
in Tälern, durch die Runde,
ein plötzlich Weh mich überwallt,
mir sinkt das Herz zu Grunde.
    

Sie trutzt mit mir und ich mit ihr,
so hat sie's haben wollen,
mir aber frißt's am Herzen hier,
das Schmollen und das Grollen.
    

Und auf! Und nach der Liebsten Haus!
und sie gefaßt um's Mieder!
Drück' mir die nassen Locken aus,
und küß' und hab' mich wieder!

 

 

Peregrina I

Der Spiegel dieser treuen, braunen Augen
ist wie von innerm Gold ein Wiederschein;
tief aus dem Busen scheint er's anzusaugen,
dort mag solch Gold in heil'gem Gram gedeihn.
    

In diese Nacht des Blickes mich zu tauchen,
unwissend Kind, du selber lädst mich ein -
willst, ich soll kecklich mich und dich entzünden,
reichst lächelnd mir den Tod im Kelch der Sünden!

 

 

Dämmrung senkte sich von oben

Dämmrung senkte sich von oben,
Schon ist alle Nähe fern,
Doch zuerst empor gehoben
Holden Lichts der Abendstern.
    

Alles schwankt in's Ungewisse,
Nebel schleichen in die Höh',
Schwarzvertiefte Finsternisse
Widerspiegelnd ruht der See.
    

Nun am östlichen Bereiche
Ahn' ich Mondenglanz und Glut,
Schlanker Weiden Haargezweige
Scherzen auf der nächsten Flut.
    

Durch bewegter Schatten Spiele
Zittert Lunas Zauberschein,
Und durch's Auge schleicht die Kühle
Sänftigend in's Herz hinein.

 

 

Peregrina II

Aufgeschmückt ist der Freudensaal.
Lichterhell, bunt, in laulicher Sommernacht
Stehet das offene Gartengezelte.
Säulengleich steigen, gepaart,
Grün-umranket, eherne Schlangen,
Zwölf, mit verschlungenen Hälsen,
Tragend und stützend das
Leicht gegitterte Dach.
    

Aber die Braut noch wartet verborgen
In dem Kämmerlein ihres Hauses.
Endlich bewegt sich der Zug der Hochzeit,
Fackeln tragend,
Feierlich stumm.
Und in der Mitte,
Mich an der rechten Hand,
Schwarz gekleidet, geht einfach die Braut;
Schön gefaltet ein Scharlachtuch
Liegt um den zierlichen Kopf geschlagen.
Lächelnd geht sie dahin; das Mahl schon duftet.

Später im Lärmen des Fests
Stahlen wir seitwärts uns beide
Weg, nach den Schatten des Gartens wandelnd,
Wo im Gebüsche die Rosen brannten,
Wo der Mondstrahl um Lilien zuckte,
Wo die Weymouthsfichte mit schwarzem Haar
Den Spiegel des Teiches halb verhängt.
    

Auf seidnem Rasen dort, ach, Herz am Herzen,
Wie verschlangen, erstickten meine Küsse den scheueren Kuss!
Indes der Springquell, unteilnehmend
An überschwänglicher Liebe Geflüster,
Sich ewig des eigenen Plätscherns freute;
Uns aber neckten von fern und lockten
Freundliche Stimmen,
Flöten und Saiten umsonst.
    

Ermüdet lag, zu bald für mein Verlangen,
Das leichte, liebe Haupt auf meinem Schoß.
Spielender Weise mein Aug auf ihres drückend
Fühlt ich ein Weilchen die langen Wimpern,
Bis der Schlaf sie stellte,
Wie Schmetterlingsgefieder auf und nieder gehn.
    

Eh das Frührot schien,
Eh das Lämpchen erlosch im Brautgemache,
Weckt ich die Schläferin,
Führte das seltsame Kind in mein Haus ein.

 

 

Heimliche Aufforderung

Auf, hebe die funkelnde Schale empor zum Mund,
Und trinke beim Freudenmahle dein Herz gesund.
Und wenn du sie hebst, so winke mir heimlich zu,
Dann lächle ich und dann trinke ich still wie du...
    

Und still gleich mir betrachte um uns das Heer
Der trunknen Schwätzer -- verachte sie nicht zu sehr.
Nein, hebe die blinkende Schale, gefüllt mit Wein,
Und laß beim lärmenden Mahle sie glücklich sein.
    

Doch hast du das Mahl genossen, den Durst gestillt,
Dann verlasse der lauten Genossen festfreudiges Bild,
Und wandle hinaus in den Garten zum Rosenstrauch,
Dort will ich dich dann erwarten nach altem Brauch,
    

Und will an die Brust dir sinken, eh du's gehofft,
Und deine Küsse trinken, wie ehmals oft,
Und flechten in deine Haare der Rose Pracht.
O komm, du wunderbare, ersehnte Nacht!

 

 

Traum durch die Dämmerung

Weite Wiesen im Dämmergrau;
die Sonne verglomm, die Sterne ziehn,
nun geh' ich hin zu der schönsten Frau,
weit über Wiesen im Dämmergrau,
tief in den Busch von Jasmin.
    

Durch Dämmergrau in der Liebe Land;
ich gehe nicht schnell, ich eile nicht;
mich zieht ein weiches samtenes Band
durch Dämmergrau in der Liebe Land,
in ein blaues, mildes Licht.

 

 

Ich trage meine Minne

Ich trage meine Minne vor Wonne stumm
im Herzen und im Sinne mit mir herum.
Ja, daß ich dich gefunden, du liebes Kind,
das freut mich alle Tage, die mir beschieden sind.
    

Und ob auch der Himmel trübe, kohlschwarz die Nacht,
hell leuchtet meiner Liebe goldsonnige Pracht.
Und liegt auch die Welt in Sünden, so tut mir's weh,
die arge muß erblinden vor deiner Unschuld Schnee.

 

 

Morgen!

Und morgen wird die Sonne wieder scheinen,
und auf dem Wege, den ich gehen werde,
wird uns, die Glüklichen, sie wieder einen
inmitten dieser sonnenatmenden Erde . . .
    

Und zu dem Strand, dem weiten, wogenblauen,
werden wir still und langsam niedersteigen,
stumm werden wir uns in die Augen schauen,
und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen. . .

 

 

 

Es hat die Rose sich beklagt

Es hat die Rose sich beklagt,
Daß gar zu schnell der Duft vergehe
Den ihr den Lenz gegeben habe.
 

Da hab' ich ihr zum Trost gesagt,
Daß er durch meine Lieder wehe,
Und dort ein ew'ges Leben habe.